Auf filmischer Spurensuche in Südtirol

Südtirol zeichnet sich durch eine natürliche Schönheit aus und ist eines der beliebtesten Reiseziele in Italien. Da ist es nicht verwunderlich, dass die norditalienische Provinz mit ihren überwältigenden Bergpanoramen nicht nur Touristen, sondern auch Filmproduktionen anzieht. Jedes Jahr gibt es etliche Filme, die vor der überwältigenden Kulisse dieses Landstrichs gedreht werden. Einige Schauplätze verdienen eine nähere Vorstellung.

(Oben: Abbildung 1: Der Pragser Wildsee ist Filmkulisse und Touristenattraktion zugleich.)

Filme kurbeln den Tourismus an

Nicht erst seit „Game of Thrones“ und dem „Herrn der Ringe“ ist bekannt, dass Filmtourismus als eigener Wirtschaftszweig verstanden werden darf. So sind die beiden genannten Serien und Filme Grund genug für Fans, die Originalschauplätze in Island oder Neuseeland aufzusuchen. Auch die Burg „Eilean Donan“ auf der Isle of Skye verzeichnet seit dem „Highlander“-Film aus den 1980er Jahren entsprechende Besucherströme.

Es gibt auch Filme, in denen die Kulissen nicht einfach nur fiktive Schauplätze repräsentieren, sondern in denen reale Schauplätze in entsprechende Plots eingewebt werden. So sehen gerade Städte, die Schauplatz berühmter Krimis sind, positive Einflüsse mit Blick auf zusätzliche Touristenbesuche und binden die Filme aktiv in ihr Stadtmarketing ein. Bekannte Beispiele sind die schwedische Stadt Ystad mit dem von Henning Mankell erschaffenen Kommissar Kurt Wallander sowie die westfälische Stadt Münster mit den sich ewig kabbelnden „Tatort“-Ermittlern Thiel und Börne. Besucher in Münster suchen gezielt Kneipen und andere Orte auf, die in den Krimis vorkommen.

Südtiroler Schauplätze als Filmkulisse

Auch in Südtirol gibt es markante Orte, die sich häufiger in Filmen wiederfinden und die es lohnt, sich genauer anzuschauen. So können sich Urlauber eine Art Basecamp suchen, beispielsweise eine Unterkunft im Meraner Land, wie etwa das Hotel Zirmerhof, oder – wer es etwas städtischer mag – direkt in Bozen. Von dort lässt sich ausschwärmen, um die schönen Schauplätze in Augenschein zu nehmen. In den vergangenen Jahren wurden mehrere bekannte Filme mit bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern in Südtirol gedreht:

  • Im Schnalstal entstand 2014 der Alpen-Western „Das finstere Tal“ mit Tobias Moretti und Sam Riley.
  • Vor derselben Kulisse entstand ein Jahr später der Bergsteiger-Film „Everest“ mit Jake Gyllenhal, Keira Knightley und Robin Wright in den Hauptrollen.
  • In Deutschland sehr bekannt ist der 2014er Film „Honig im Kopf“ von Til Schweiger, in dem er selbst mit Dieter Hallervorden in Bozen, Villnösstal und Toblach spielt.
  • Bozen und Meran sind besonders beliebte Schauplätze, die für Filme wie „The Best Offer“ mit Geoffrey Rush und Donald Sutherland (2013), „Il principe abusivo“ mit Christian de Sica (ebenfalls 2013) und „Un boss in salotto“ mit Paola Cortellesi und Luca Argentero (2014) als Kulisse dienen. Die beiden letzten Filme sind bekannte italienische Komödien.
  • Auch der Krimi kommt nicht zu kurz, so wurden einige Folgen von Kommissar Rex in Meran, Ultental, Lana und Hafling gedreht.
  • Nicht unerwähnt bleiben soll die Liebesgeschichte während des 1. Weltkriegs „Der stille Berg“, in der 2013 Claudia Cardinale und William Moseley am Pragser Wildsee, in Langkofel und am Mendelpass abgelichtet wurden.
  • Auch der Weltstar Jean Reno tummelte sich zusammen mit Tobias Moretti in Ratschings und Pfitsch vor der Kamera, und zwar im Jugendfilm „Wie Brüder im Wind“ von 2015.
  • Aber aktuell am bekanntesten sind wohl die Bozen-Krimis mit Chiara Schoras in der weiblichen Hauptrolle als „Frau Commissario“ Sonja Schwarz, die ihrem Mann aus Frankfurt in die Südtiroler Metropole folgt, um dort Morde aufzuklären. Bozen und Meran sind hier die wichtigsten Drehorte, aber auch Bergkulissen wie die Dolomiten kommen nicht zu kurz.

Das Schnalstal: Einsames Winterparadies

Abbildung 2: Ötzi wurde im Schnalstal entdeckt.

 Das Schnalstal ist äußerst dünn besiedelt und ein Paradies für Skifahrer und Bergwanderer. Seine Abgeschiedenheit wird in dem Film „Im finsteren Tal“ auf beklemmende Weise instrumentalisiert. Das sich in einem einsamen Bergdorf abspielende Drama hinterlässt einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer. Wenn im Schnalstal jedoch die Sonne scheint, bieten sich dem Urlauber wunderschöne Panoramen und unzählige Freizeitaktivitäten. Jahrhundertealte Bauernhöfe, die Schnalstaler Gletscherbahn, der Naturpark Texelgruppe und das Klosterdorf Karthaus sind nur einige der Attraktionen, die auf die Touristen warten. Aber wirklich überregional bekannt wurde das Schnalstal erst durch den Steinzeitmenschen „Ötzi“, der 1991 am Tisenjoch entdeckt wurde. Auch zu ihm ließe sich übrigens ein Krimi drehen. Er starb an einer Pfeilspitze und gilt als ältester bekannter Mordfall der Geschichte.

Der Pragser Wildsee: Romantik pur

Wenn ein See als Drehort für eine Liebesgeschichte mit Claudia Cardinale gut genug ist, dann muss er schon einiges zu bieten haben. Seinen düster-romantischen Ruf hat der Pragser Wildsee aus der Sagenwelt. So soll es möglich sein, am Südende des Sees – am Fuß des 2.810 m hohen Seekofel – in die unterirdische Welt der Fanes zu gelangen. Entstanden ist der auf 1.500 m Höhe liegende See durch einen Murenabgang. Bergtouristen lieben den See, so beginnt hier der Dolomiten-Höhenweg Nr. 1. Aus Naturschutzgründen wurde im Pragser Tal ein Verkehrskonzept entwickelt, mit dem die Besucherzahlen limitiert werden. So sind Parkplatzreservierungen oder öffentliche Verkehrsmittel notwendig, um zum See zu gelangen. Lediglich Fußgänger oder Radfahrer können ohne Genehmigung anreisen.

Meran: Kulturelles Zentrum

Abbildung 3: Die botanischen Anlagen von Schloss Trauttmannsdorff beeindrucken mit vielfältigen Erlebnisgärten.

Meran ist mit etwas über 40.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Tirols. Filmisch ist sie häufiger Schauplatz der Bozen-Krimis (beispielsweise im 15. Krimi „Vergeltung“). Für seine relativ geringe Größe gibt es in Meran etliche Sehenswürdigkeiten. Zu den bekanntesten Kirchen gehört die Pfarrkirche St. Nikolaus mit der Barbarakapelle. Auch Schloss Trauttmannsdorff mit seinen botanischen Gärten ist nur eines von mehreren Schlössern beziehungsweise Burgen in Meran. Unter den Museen sind das Tourismusmuseum und das Frauenmuseum hervorzuheben. Für Entspannung und Zerstreuung sorgen die 2005 neu errichtete Thermenanlage und die Pferderennbahn, auf der seit 1935 Rennen stattfinden.

Es gibt noch mehr zu entdecken

Genauso wie „Frau Commissario“ Sonja Schwarz sich auf Spurensuche begibt, um Mördern das Handwerk zu legen, bietet sich auch den Touristen die Möglichkeit, Spuren zu verfolgen. Spuren, die zu Originalschauplätzen bekannter Krimis und Filme führen und die in der Realität meist noch viel eindrucksvoller als im TV oder auf der Leinwand wirken. Denn auch wenn bei vielen Filmen die Produktionsvorgabe, dass Schönheiten und Besonderheiten der Gegend in Szene gesetzt werden sollen, eifrig erfüllt wird, ersetzt doch nichts das eigene Erlebnis vor Ort.

  • Abbildung 1: Pixabay © vaiunruh (CC0 Public Domain)
  • Abbildung 2: Pixabay © bastiaan (CC0 Public Domain)
  • Abbildung 3: Pixabay © ReneGossner (CC0 Public Domain)