Kreuzfahrten früher und Kreuzfahrten heute

Kreuzfahrten sind heutzutage ein absolut normales Urlaubsvergnügen. Jeder kennt in seinem Bekannten und -Freundeskreis jemanden, der schon einmal eine Kreuzfahrt unternommen hat, die Preise sind erschwinglich und von Jahr zu Jahr werden neue Passagier-Rekordzahlen vermeldet. Dass das nicht immer so war und dass es einmal sogar so aussah, als wäre die Idee einer Kreuzfahrt tot, wissen die wenigsten. Umso interessanter, einmal zurückzuschauen und einen kleinen Vergleich aufzumachen, zwischen Kreuzfahrten früher und Kreuzfahrten heute.

1.     Die Größe der Kreuzfahrtschiffe

Harmony of the Seas

Die „Augusta Victoria“, die am 22. Januar 1891 von Cuxhaven aus in See stach, Reiseziel Mittelmeerraum, wird allgemein als erstes Kreuzfahrtschiff gesehen. Sie hatte 7.661 Bruttoregistertonnen und beförderte 241 Passagiere. Der Grund, warum diese Fahrt als erste Kreuzfahrt angesehen wird: Sie diente dem Vergnügen der Passagiere, die vor dem grauen Winter fliehen wollten.

Mit der aufkommenden Popularität von Kreuzfahrten wurden nach und nach etwas größere Schiffe gebaut, doch der Zweite Weltkrieg führte zu einem Schnitt. Ehemalige Kreuzfahrtschiffe wurden militärisch genutzt, viele versenkt. Die Schiffe, die nach dem Krieg langsam wieder gebaut wurden, waren hatten im Vergleich zum derzeit größten Kreuzfahrtriesen, der Harmony of the Seas, Winzlinge. In Zahlen ausgedrückt: Die Harmony besitzt 226.963 Bruttoregistertonnen bei einer Länge von 362,12 m und einer Aufnahmekapazität von 6.360 Passagieren. Damalige Kreuzfahrtschiffe hatten im Durchschnitt nur etwa 30.000 Bruttoregistertonnen.

2.     Passagiere, Luxus und „Freizeitbereiche“

Wo heute Herr Müller und Frau Meyer mit der ganzen Familie am Pool sitzen, trieben sich in den Anfangszeiten der Kreuzfahrten bis zu Beginn des Weltkriegs nur absolute Superstars, hoher Adel bis hin zur englischen Königin sowie ultrareiche Unternehmer der Kategorie Rockefeller herum. Das Interessante daran: Diese obersten 10.000 logierten in Luxuskabinen, die bestenfalls halb so groß wie heutige Luxuskabinen waren und nicht viel mehr als ein Bett und einen Kleiderschrank enthielten – und bestimmt keinen eigenen Balkon! Auch das eigene Bad in der Kabine gab es nicht. So mussten die Superreichen zur Körperhygiene den Gang runter ins „Gemeinschaftsbad“ laufen … Und von den Freizeit-Aktivitäten möchten wir hier noch gar nicht sprechen … sondern im nächsten Punkt 😉

3.     Freizeit an Bord – Bord-Entertainment damals und heute

Weiter Blick aufs Meer

Bei den frühen Kreuzfahrten waren die Möglichkeiten des Bord-Entertainments ein wenig begrenzt. Konkret standen eine Bibliothek zur Verfügung sowie eine Lounge, in der die Herren Zigarren rauchten. Mit Glück gab es noch einen bordeigenen „Card Room“, in dem Karten gespielt werden konnten. Die sportlichen Aktivitäten beschränkten sich aufs Tanzen (vor und nach dem Essen und begleitet von einem Orchester), ein wenig Ringwerfen, vielleicht Shuffleboard.

Wo damals größtenteils auf dem Sonnendeck gelümmelt wurde, stehen heute Kletterwände, Riesenrutschen und Fallschirmsprung-sowie Surf-Simulatoren. Getanzt wird in unterschiedlichen Clubs und jeden Abend kann man sich eine der Broadway-Shows an Bord anschauen. Zwischendurch wird nicht an Eisbergen gehangen (vgl. Leonardo di Caprio), sondern Schlittschuhgelaufen, auf der zu jedem Kreuzfahrtschiff gehörenden Joggingstrecke gejoggt oder in modernsten Fitnessstudios die Muskeln gestählt. Das Kartenspiel ist immer noch populär – genau wie jede andere Art des Glücksspiels. Nur findet all das in einem vollausgestatten Casino statt.

4.     Das Essen und der Dresscode

Wo heute bis zu 30 verschiedene Restaurants für jeden Geschmack und zu fast jeder Zeit geöffnet haben, gab es in den Anfangsjahren genau ein Bord-Restaurant sowie eine angeschlossene Bar. Wenn spätnachts noch eine Hungerattacke kam, blieb bestenfalls die Chance, dass man beim Room Service noch ein Sandwich in die Kabine geliefert bekam. Worte wie „24/7-Service“ oder verschiedene oder fließende Dining-Zeiten waren unbekannt.

Zudem wurde besonderer Wert auf ein stilvolles Erscheinen beim Abendessen gelegt. Der Herr trug mindestens Jackett (besser Smoking), die Dame Abendrobe. Sollte ein Herr „vergessen haben“, ein Jackett oder eine Krawatte zu tragen, erhielt er von einem Wachhund namens Maitre vor Betreten des Bordrestaurants ein Jackett in der passenden Größe. „Smart casual“ war noch kein Kleidungsstil, sondern bestenfalls ein „Bonmot“, das ein feiner Herr in die Dinner-Konversation einbaute.

5.     Reisegründe und Reiseziele

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs lag der Kreuzfahrtmarkt am Boden. Es gab kaum Schiffe, die überlebt hatten und auch keine Zielgruppe. Erst in den 60er Jahren wuchs die Nachfrage und die ersten Kreuzfahrtunternehmen ließen wieder Schiffe bauen und fahren. Doch der Hauptgrund für eine Kreuzfahrt war damals wie auch schon früher und bis in die 80er Jahre hinein ein völlig anderer als heute.

Es ging nicht in erster Linie um einen Urlaub mit einem ausgefüllten Freizeitvergnügen, exklusiven Zielen und Sonnenschein. Ziel war zum Großteil, mit einem Schiff von A nach B zu gelangen. So war die beliebteste Kreuzfahrtstrecke die von London bzw. Southampton nach New York. Ein weiterer Grund: Viele der damaligen Häfen waren nicht so ausgebaut, dass die schon für damalige Verhältnisse großen Schiffe dort einfahren und ankern konnten. Die Folge: Als Destinationen dienten lediglich die großen Häfen der Welt.

6. Noch etwas zum Schluss

Wie schon o. g. lag der Kreuzfahrtmarkt in den 50er Jahren völlig am Boden. Anschließend nahm er einen leichten Aufschwung, war allerdings immer noch einer gut betuchten Klientel vorbehalten. Doch das änderte sich in den USA in den 70er Jahren (und in Deutschland in den 80ern) durchs Fernsehen. Schipperte in den USA das „Love Boat“ durch allerlei Weltmeere und Schicksale, so ging in Deutschland 1981 das Traumschiff auf Reisen.

Und in dieser bunten Welt mochten auch immer mehr „normale“ Menschen eine gewisse Zeit verbringen. Die Nachfrage nach Kreuzfahrt-Trips stieg also. Das wiederum führte zu immer größeren und besser ausgestatteten Schiffen, fallenden Preisen, steigenden Passagierzahlen … und damit sind wir wieder beim ersten Punkt von ganz oben angekommen: der immer noch wie die Schiffe wachsende Popularität der Reiseform Kreuzfahrt.

 

Bildquellen:

  • „Kreuzfahrtschiff und Meer“ – pixabay.com / AdrianLack-1444423
  • „Harmony of the Seas“ – pixabay.com / Orihime-2491210
  • „Reling und Meer“ – pixabay.com / prima4you-1806587